Fingertipp entfernt vom Abgrund

Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt verändert. Sie bietet uns viele neue Möglichkeiten, stellt uns aber auch vor neue Herausforderungen. Als Unternehmensberater und Gründer eines Start-ups im Bereich der Sprachtechnologie beobachte ich täglich, wie moderne Technologien
unsere Arbeitsprozesse verändern.

Moderne Technologien und digitale Tools haben unsere Arbeitsweise tiefgreifend verändert. Sie ermöglichen es uns, von überall aus zu arbeiten, machen uns effizienter und erlauben es uns, Routineaufgaben mit künstlicher Intelligenz zu automatisieren. Dies führt dazu, dass wir uns auf die relevante Aufgaben konzentrieren können. Im Bereich der Voice-Technologie etwa verbessern sprachgesteuerte Assistenten nicht nur die Arbeitseffizienz, sondern schonen auch unsere körperlichen Ressourcen, indem sie uns ermöglichen, Hände und Augen für andere Tätigkeiten frei zu halten – ein unschätzbarer Vorteil sowohl im Büro als auch im Urlaub.

Die Schattenseite der ständigen Erreichbarkeit

Trotz der vielen Freiheiten, die die Digitalisierung mit sich bringt, führt sie auch zu einer neuen Form der Abhängigkeit. Die omnipräsente Konnektivität und die subtile Steuerung unseres Verhaltens durch Algorithmen erschweren das Abschalten zunehmend. Dies wird besonders im Phänomen der "Worktation" deutlich, das ursprünglich ein Trend unter digitalen Nomaden war, mittlerweile jedoch zur Alltagsrealität vieler Menschen geworden ist. Hierbei verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, was charmant wirken mag, jedoch auch seine Risiken birgt. Die ständige Verfügbarkeit kann süchtig machen und uns in eine Abhängigkeit von Arbeit und Erfolg ziehen.

Es geht nicht mehr nur darum, an exotischen Orten zu arbeiten, wo andere Urlaub machen, sondern auch um das Arbeiten, während andere Urlaub machen. Diese Praxis mag auf sozialen Medien inspirierend wirken,
doch sie führt uns tiefer in eine Abhängigkeit von der Arbeit und dem damit verbundenen Erfolg.
Diese Art der ständigen Konnektivität kann süchtig machen, ähnlich einer Einstiegsdroge,
die von uns stetig mehr Engagement und Verfügbarkeit fordert.

Es ist ein Balanceakt, den wir meistern müssen

Als Selbständiger kann ich selbst entscheiden, wann und welche beruflichen Chancen ich ergreife. Ich trage dabei auch alle Konsequenzen. Für Angestellte ist das oft anders. Hier sind klare Regeln und effiziente Stellvertretungssysteme wichtig, damit Mitarbeiter sich erholen können. Unternehmen müssen klare Regeln aufstellen, wann ihre Mitarbeiter erreichbar sein sollten und welche Technologien sie nutzen können, um sich wohlzufühlen.

Um die negativen Auswirkungen dieser ständigen Erreichbarkeit zu mildern, sollten Unternehmen klare Richtlinien entwickeln, die helfen, Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen.

  • Kommunikationsrichtlinien: Unternehmen können spezifische Zeiten festlegen, in denen die Kommunikation für berufliche Angelegenheiten erlaubt ist. So kann beispielsweise nach 19 Uhr
    oder an Wochenenden eine „digitale Ruhezeit“ eingeführt werden.

  • Nutzung von Technologien: Tools wie E-Mail-Scheduler oder Statusanzeigen in Kommunikations- plattformen können dabei helfen, die Erwartungen an die Antwortzeiten zu steuern. Apps, die die Nutzungsdauer von Geräten überwachen und beschränken, können ebenfalls zur Anwendung kommen.

  • Trainings und Workshops: Regelmässige Schulungen über die Vorteile einer guten Work-Life-Balance und den Umgang mit digitalen Werkzeugen könnten das Bewusstsein und die Selbstregulation der Mitarbeiter stärken.

  • Richtlinien für Remote-Arbeit und Urlaub: Klare Richtlinien, was während des Urlaubs erwartet wird und wie die Übergabe von Aufgaben erfolgt, können Druck mindern und eine echte Auszeit ermöglichen

Solche Massnahmen können dazu beitragen, dass die Digitalisierung zu unserem Vorteil genutzt wird,
ohne uns unter einen ununterbrochenen Druck zu setzen. Es ist an der Zeit, eine Kultur zu schaffen, die technologische Fortschritte nutzt, während sie gleichzeitig die menschliche Seite ihrer Mitarbeiter
respektiert und fördert.

Letztendlich müssen wir eine Unternehmenskultur etablieren, die die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpft, während sie gleichzeitig die menschliche Seite der Mitarbeiter wertschätzt. Eine solche Kultur
ist nicht nur erstrebenswert, sondern auch entscheidend dafür, dass alle Beteiligten die Vorzüge ihres Berufslebens geniessen können, ohne dass dies zu Lasten ihres Privatlebens geht. Durch gezielte strukturelle Anpassungen können wir sicherstellen, dass die Digitalisierung zu unserem Vorteil wirkt und nicht zu einer ununterbrochenen Quelle von Stress und Überforderung wird.

Auszeit als unverzichtbare Ressource

Die dynamische Arbeitswelt, in der wir leben, bietet rasantes Tempo und vielfältige Möglichkeiten, fordert jedoch auch, dass wir auf unseren Körper und Geist achten. Ferien sind eine wichtige Zeit, in der wir uns bewusst von der ständigen Konnektivität erholen sollten. Diese bewussten Pausen ermöglichen es uns, die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit voll auszuschöpfen.

In einer schnelllebigen und vernetzten Welt ist es entscheidend, eine Kultur zu schaffen, die sowohl die Vorteile der Digitalisierung nutzt, als auch die menschliche Seite respektiert. Deshalb nutze ich die Gelegenheit, meine digitalen Helfer jetzt abzuschalten.

Bis bald.

#SmartphoneDrop

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